Vom Papier zur digitalen Plattform: Wie wir amtliche Meldungen automatisch weiterveröffentlichen
Die Digitalisierung von Amtsblättern und Gemeinde-Meldungen geht schnell voran. Mittels offener Schnittstellen können wir diese nun auch journalistisch weiterverwenden – vollautomatisch und ohne redaktionellen Zusatzaufwand.
Vor ein paar Wochen haben wir bei Tamedia ein neues Angebot geschaffen, das sehr nahe bei unseren Leser*innen ist. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass sogenannte «Amtliche Publikationen» bei der Leserschaft auf hohes Interesse stossen:
Welche Bauprojekte gibt es in meiner Gemeinde? Welche Pläne liegen neu auf? Wo gibt es aktuell Strassensperrungen?
Im Zuge der digitalen Transformation wandern diese Informationen je länger je mehr ins Internet. Waren sie zuvor ausschliesslich in Papierform verfügbar, nämlich im kantonalen Amtsblatt oder in privaten Anzeigern, gibt es seit einiger Zeit eine digitale Alternative: epublikation.ch. Bei dieser von der öffentlichen Hand betriebenen Plattform können Schweizer Städte und Gemeinden ihre amtlichen Publikationen mit rechtlicher Verbindlichkeit und effizient «digital first» publizieren. Danach können sie sie beispielsweise auf der eigenen Gemeinde-Website einbinden und so weiter verbreiten. Dazu kommt eine nutzerfreundliche Schnittstelle, die beispielsweise ein Filtern oder Suchen nach Meldungen erlaubt. Mittlerweile machen bald zehn Kantone bei der Plattform mit.
Aus journalistischer Sicht interessant an diesem Angebot ist die Programmierschnittstelle (API), die einen automatischen Zugriff auf die Meldungen erlaubt. Bis anhin haben wir die Meldungen händisch in unser CMS kopiert und manuell veröffentlicht. Dies war ein Versuch für eine Handvoll Gemeinden – und die Zugriffszahlen haben uns gezeigt, dass daran ein relativ grosses Interesse besteht. Dank der API können wir uns diese Arbeit nun sparen. Wir zapfen sie täglich vollautomatisch an und veröffentlichen die Informationen 1:1 weiter.
Auf unserer Übersichts-Seite, die wir für jede Schweizer Gemeinde anbieten, kommen die amtlichen Meldungen – neben anderem automatisiert erstelltem Inhalt und konventionellen Artikeln – fortan fix an dritter Stelle:
Im Artikel selber erwartet die User*innen eine chronologisch geordnete Übersicht der Meldungen der letzten 30 Tage, die auf epublikation.ch publiziert wurden:
Wir haben uns bewusst dafür entschieden, jeweils nur den Titel und das Datum der Meldung anzuzeigen, da die Struktur einzelner Rubriken (Bauprojekte, Gemeinde-Erlasse, usw.) teils stark voneinander abweichen. Dies erschwert eine einheitliche, übersichtliche Darstellung. Eine künftige Version der API soll hier aber anscheinend Abhilfe schaffen. Das würde uns erlauben, die Leser*innen direkt auf unseren eigenen Plattformen zu informieren und sie nicht an einen externen Service weiterleiten zu müssen, wie wir das bei diesem Beispiel aktuell tun. Ausserdem filtern wir die Meldungen nach gewissen Rubriken, aktuell schliessen wir beispielsweise Handelsregister-Einträge aus.
Mittlerweile haben wir für rund 400 Gemeinden aus den Kantonen Zürich, Bern und beide Basel Meldungen weiter-publiziert.
Für mich ist dies ein schönes Beispiel dafür, wie konsequent gelebte Digitalisierung und Vereinheitlichung in einem föderalistischen System zu einer Win-Win-Situation führt. Einerseits wird es für die Gemeinden und Kantone einfacher und kostengünstiger, Meldungen (weiter-) zu veröffentlichen. Andererseits können Dritte ohne viel Mehraufwand die Daten für ihre eigenen Services verwenden. Die Implementation war für uns dank der gut dokumentierten Schnittstelle relativ einfach, und wir können uns darauf verlassen, dass die Daten zuverlässig im gewünschten Format bei uns ankommen. Da wir die Daten vollautomatisiert weiterveröffentlichen (und das auch deklarieren), entsteht auf redaktioneller Seite kein Mehraufwand. Letztlich ist es ein Zusatzdienst an unseren Leser*innen, die Meldungen neben unserer regulären Berichterstattung einfach auffinden zu können.
Für die technisch Interessierten: Implementiert haben wir das Angebot mit einem Python-Backend, das Celery inkl. Redis als Queueing-System verwendet. Dadurch ist unser System einfach skalierbar. Die Tasks auf der Queue holen sich die letzten Meldungen für jede gewünschte Gemeinde und leiten sie – falls es neue gibt – an unser Publishing-Ökosystem weiter.